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Der Begriff „Impotenz“ wird wegen des negativen Beigeschmacks nicht mehr gerne verwendet, sondern durch den medizinischen Begriff „erektile Dysfunktion ersetzt. Wir sprechen aber auch von „Potenzproblemen“, „Erektionsstörungen“ oder „Erektionsproblemen“.

Gelegentliche Erektionsstörungen

sind normal und kein Anlass zur Panik. Trotzdem macht sich jeder Mann Gedanken dazu und den einen oder anderen reißt es auch schon einmal herunter, wenn der Penis „den Dienst versagt“. Aber dazu muss klar werden, dass unsere Vorstellungen von Sexualität geprägt sind durch die Berichte anderer und vor allem durch die Medien. arches-1f4Oft wird ein Bild vermittelt, dass der Wirklichkeit nicht entspricht. Erektionen sind nicht immer gleich hart und ausdauernd, sondern sie hängen von dem momentanen Zustand des Mannes ab, der an dem Penis dranhängt. Körperliche und auch seelische Probleme können leicht zu vorübergehenden Störungen führen. Wenn ein Mann tagsüber erfahren hat, dass er seinen Arbeitsplatz verliert, warum sollte am Abend sein Penis stehen, als wäre nichts gewesen? Wenn ein schwelender Konflikt zwischen den Partnern besteht, warum sollte die Sexualität problemlos funktionieren? Solche Störungen gehen entweder vorüber, wenn das ursächliche Problem nicht mehr besteht, oder sie lassen sich in den Griff bekommen. Tut man nichts dagegen, sondern übergeht sie schweigend, können sie sich leicht manifestieren und zu einer dauerhaften Störung ausweiten. Das muss nicht sein.

Andauernde Erektionsstörungen

Treten die Erektionsstörungen über einen längeren Zeitraum auf, kann das den Mann schwer in seinem Selbstwertgefühl erschüttern. Er fühlt sich nicht mehr als „richtiger“ Mann, sondern als Versager. Das hat negative Auswirkungen auf die Partnerschaft, soziale Kontakte und die Arbeitsfähigkeit. Viele Männer ziehen sich von ihrer Partnerin zurück, gehen allen Zärtlichkeiten aus dem Weg und verweigern ein Gespräch über ihren Zustand.

Die Partnerinnen werden dadurch verunsichert und allein gelassen mit quälenden Fragen (Liebt er mich nicht mehr? Bin ich nicht mehr attraktiv genug? Hat er eine Freundin? Was habe ich falsch gemacht?). Das Hauptproblem der Frauen liegt dabei meist nicht in der Erektionsstörung selbst, sondern in dem Umgang damit.

Wichtig ist deshalb auf jeden Fall, dass die Partner miteinander über ihre Sexualität und die Probleme damit sprechen. Oft fällt Männern gerade das schwer. Einen Ausweg aus dieser verfahrenen Situation kann der Besuch einer Selbsthilfegruppe sein, in der Männer, die alle gleiche oder ähnliche Probleme haben, ohne Scham und ohne das Gefühl, ein Versager zu sein, miteinander sprechen. Das kann wiederum den Anstoß geben, mit der eigenen Partnerin zu reden und zum Arzt zu gehen.

Ursachen von Erektionsstörungen

Erektionsstörungen können organische und psychische Ursachen haben, häufig liegt eine Kombination aus beidem zugrunde.
Organische Ursachen, also

  • Störungen bei der Blutzufuhr oder dem Blutabfluss,
  • Schädigungen des Nervensystems,
  • Hormonstörungen
  • Schädigungen des Schwellkörpergewebes

können durch folgende Risikofaktoren begünstigt werden:

  • Bluthochdruck, erhöhte Blutfettwerte, Arterienverkalkung (Arteriosklerose)
  • Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus)
  • Neurologische Erkrankungen: Multiple Sklerose (MS), Parkinson
  • Operationen und Bestrahlungen im kleinen Becken: an Prostata, Darm, Blase
  • Bandscheibenvorfall, Verletzungen an Wirbelsäule oder Becken, Querschnittslähmung
  • Übergewicht, Adipositas (Fettsucht)
  • Schlafapnoe
  • Leber- und Nierenleiden
  • Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) und Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose)
  • Rauchen, Alkoholmissbrauch, Drogenkonsum
  • Nebenwirkung von Medikamenten

Psychisch bedingte Erektionsstörungen

Was bedeutet eigentlich „psychisch bedingte Erektionsstörungen“? Sehr viele Männer erschrecken, wenn sie diese Diagnose hören. Das hört sich so an, als sei „Mann“ nicht normal. Manch einer hätte lieber einen „ordentlichen“ organischen Schaden als ein psychisches Problem. Das kann damit zusammenhängen, dass wir oft dabei an schwere Erkrankungen mit Einweisungen in psychiatrische Kliniken denken. Solche Krankheiten kommen vor, aber dann sind die sexuellen Probleme eher der kleinste Teil.

Psychische Ursachen liegen bei Erektionsproblemen häufig vor, weil wir Männer nun mal keine Maschinen sind, die auf Knopfdruck eine Erektion erzeugen und diese auch erst nach einem weiteren Knopfdruck beenden. In unserer Jugend erfahren wir, dass Erektionen nicht nur sehr häufig sind, sondern auch manchmal dann, wenn sie eigentlich nicht erwünscht sind. Sie halten auch lange an, und so gewöhnen wir uns daran und denken, so müsse es immer sein. Um so größer ist der Schrecken, wenn die Erektion sich mal nicht einstellt oder frühzeitig verabschiedet. Dann kommt Angst auf, das könne wieder passieren, Angst, man sei kein richtiger Mann, Angst, man könne der Partnerin nicht genügend bieten und sie nicht befriedigen. Aber gerade die Angst ist ein hervorragender Erektionskiller. Somit haben wir schon die erste der psychischen Ursachen: die Versagensangst. Und die bleibt manchmal wie ein lästiges kleines Krabbeltier beim Mann und erinnert ihn: Das ging schon einmal schief, hoffentlich klappt es dieses Mal. Und dann heißt es wieder: Adieu Erektion, bye bye, auf Wiedersehen!

Aber das ist noch lange nicht alles. Überlegen wir einmal, auf was uns unser Penis hinweisen kann, wenn er schlaff bleibt oder es zu frühzeitig wird (Einige Beispiele wurde dem Buch „Die neue Lustschule – Sexualität und Beziehungskultur“ von Hans-Joachim Maaz, erschienen im Verlag C.H. Beck, entnommen und teilweise modifiziert.):

  • Ich habe mich gerade über dich (meine Partnerin) geärgert.
  • Ich bin müde und tue dir nur den Gefallen, weil du den Wunsch nach Sex geäußert hast.
  • Ich bin nicht richtig bei der Sache, weil meine Gedanken noch bei dem Ärger mit meinem Arbeitskollegen sind.
  • Ich mache mir Sorgen, weil mein Rücken schon wieder schmerzt.
  • Es stört mich, wenn du dauernd gähnst.
  • Ich kann dich im Moment nicht leiden.
  • Ich liebe dich nicht mehr.
  • Ich lehne dich ab.
  • Ich will ganz anderen Sex, als du bereit bist mitzumachen.
  • Ich habe Angst, nicht gut genug zu sein und deinen Ansprüchen nicht zu genügen.
  • Ich darf nicht für die Befriedigung meiner eigenen Bedürfnisse sorgen, weil das zu egoistisch ist.
  • Ich darf mich nicht so zeigen, wie ich wirklich bin.
  • Ich habe Angst, mich auszuliefern.
  • Ich will dir nicht zu nahe kommen.
  • Ich bin verunsichert, weil ich nicht weiß, was du möchtest.
  • Du bist so stark, da fällt es mir schwer, meinen Mann zu stehen.

Psychisch bedingte Erektionsstörungen können auch ausgelöst werden durch

  • Partnerschaftsprobleme
  • Kommunikationsprobleme in der Sexualität
  • Störungen in der erotischen Atmosphäre
  • Stress, Angst um den Arbeitsplatz, finanzielle Probleme
  • sexuelle Unerfahrenheit, unrealistische Erwartungen
  • Probleme zu Beginn einer neuen Partnerschaft
  • bestehende Tabus in der Sexualität
  • mangelndes Selbstwertgefühl
  • Leistungsdruck beim Sex
  • Ängste, besonders Versagensängste
  • intensive Selbstbeobachtung nach vorübergehenden, harmlosen Störungen
  • Depressionen
  • Traumatische sexuelle Erfahrungen
  • strenge, besonders sexualfeindliche Erziehung
  • Ungeklärte sexuelle Orientierung
  • gelegentlich als Folge des als beschämend empfundenen frühzeitigen Orgasmus/Samenergusses

Kein Mann steckt den Verlust seiner Erektionsfähigkeit einfach weg, und so führen auch rein organisch verursachte Erektionsstörungen oft zu psychischen Problemen, die wiederum die Erektionsstörung verstärken und aufrecht erhalten. Die daraus resultierende Versagensangst kann in einen Teufelskreis führen, aus dem manche Männer ohne Hilfe keinen Ausweg finden: Angst und intensive Selbstbeobachtung verhindern erneut ausreichende Erektion, und das Erleben dieses „Versagens“ erhöht die Angst. Daher sollte eine angemessene Behandlung der Erektionsstörungen auch bei erkennbaren organischen Ursachen die psychischen Probleme nicht aus dem Blick verlieren und einbeziehen.

Inzwischen wurde durch viele Studien gezeigt, dass eine ED ein frühes Symptom einer gefährlichen, noch nicht erkannten Krankheit wie beispielsweise Diabetes mellitus, koronare Herzerkrankung, Bluthochdruck oder Arteriosklerose sein kann. Daher ist es wichtig, dass eine gründliche Diagnose durchgeführt und nicht nur vorschnell das Symptom behandelt wird.

Therapie von Erektionsstörungen

Die ersten und wichtigsten Schritte, zu einer befriedigenden Sexualität zurückzukehren, sind das Gespräch mit der Partnerin und eine ärztliche Untersuchung. Es ist auch sinnvoll, dass die Partnerin bei der Wahl einer Therapieform mit einbezogen wird, denn es wird wohl nur eine beglückende Sexualität entstehen können, wenn sie mit der gewählten Methode einverstanden ist.

Alle Therapieformen bedürfen einer Anlaufzeit, in der der Mann bzw. das Paar sich damit vertraut macht und die für die persönlichen Bedürfnisse notwendige Anwendung erlernt. Niemand kann erwarten, dass bei der ersten Anwendung alles klappt wie gewünscht und die Sexualität wieder wie in sorglosen Zeiten ist. Manchmal bedarf es zahlreicher Experimente, und so darf man nicht gleich nach dem ersten missglückten Versuch aufgeben.

Am leichtesten anzuwenden sind Medikamente, die oral (durch den Mund) eingenommen werden. Zur Zeit gibt es auf dem Markt vier dieser sogenannten PDE5-Hemmer (Cialis®, Levitra®, Spedra ®,Viagra®), die verschreibungspflichtig sind. Sie bewirken nicht automatisch eine Erektion, sondern verstärken sie bei Stimulation und verlängern die Dauer. Sie sind im Allgemeinen gut verträglich und zuverlässig. Damit eine zufriedenstellende Wirkung erzielt wird, sind einige Dinge bei der Anwendung zu beachten. Genauere Tipps und Hinweise zu den drei Medikamenten sowie eine Übersicht der Unterschiede findet man auf der Seite  Behandlung (Therapie) der erektilen Dysfunktion: PDE-5-Hemmer

Bei der Schwellkörper-Auto-Injektions-Therapie (SKAT) wird ein Wirkstoff in die Schwellkörper des Penis gespritzt, der nach ca. 10 Minuten eine Erektion auslöst. Die Medikamente Caverject®, Viridal® und Androskat® sind auch verschreibungspflichtig, und die Kosten werden, genau wie für die PDE5-Hemmer, nicht von den Krankenkassen übernommen. Androskat® ist in Deutschland zwar zugelassen, wird aber hier nicht vertrieben. Gegen Privatrezept können es Apotheker über die Internationale Apotheke kurzfristig besorgen. Es gibt Apotheken, die eine sterile Lösung der gleichen Zusammensetzung wie das Androskat im eigenen Labor herstellen und gegen Privatrezept abgeben. Diese ist dann preislich wesentlich günstiger als die Fertigarzneimittel.
Genauere Informationen stehen auf der Seite  Behandlung (Therapie) der erektilen Dysfunktion: Schwellkörper-Auto-Injektions-Therapie (SKAT)

Ein Hilfsmittel, das nach Verschreibung durch den Arzt auch von den Kassen bezahlt wird, ist die Vakuum-Erektionshilfe (VEH), kurz auch Vakuumpumpe. Durch Unterdruck in dem Zylinder, in den der Penis gesteckt wird, wird eine Erektion erzeugt, die dann mit Hilfe eines Penisrings erhalten bleibt. Die Methode ist praktisch nebenwirkungsfrei, eignet sich jedoch mehr für Paare in einer länger dauernden Beziehung.
Auf der Seite Behandlung (Therapie) der erektilen Dysfunktion: Vakuum-Erektionshilfe (Vakuumpumpe) stehen weitere Informationen.

Wenn eine Erektion ohne Hilfsmittel möglich ist, sie aber zu schnell, also vor dem Einführen oder vor Erreichen des Orgasmus zurückgeht, kann man sich mit flexiblen Penisringen (Stauringen) behelfen. Diese verhindern, dass das Blut vorzeitig wieder aus dem Penis abfließt. Sie dürfen aber nicht länger als 30 Minuten getragen werden. Die Ringe sind in jedem Sexshop in vielen Ausführungen und Größen erhältlich. Für den Anfang empfiehlt es sich, einen Satz mit verschiedenen Größen zu kaufen, um die richtige Ringgröße herauszufinden.

Wenn alle bereits erwähnten Therapiemöglichkeiten keinen Erfolg bringen oder nicht in Frage kommen, kann der Einsatz eines Schwellkörper-Implantats helfen. Die Operation muss jedoch sehr gründlich überlegt werden, da die Schwellkörper dabei weitgehend zerstört werden und so die Operation nicht rückgängig gemacht werden kann.
Weitere Informationen unter Behandlung (Therapie) der erektilen Dysfunktion: Schwellkörper-Implantate

Sollten die Erektionsprobleme auf rein psychischen Ursachen beruhen, könnte eine abgestufte Behandlung aus Selbsthilfe, Sexualberatung und Sexualtherapie Hilfe bringen. Genaueres ist auf der Seite Behandlung psychischer Ursachen von Erektionsstörungen: Selbsthilfe, Sexualberatung, Sexualtherapie zu finden. Unterstützend kommen natürlich auch einige der oben genannten Möglichkeiten in Frage.

Wer sich ausführlich über Ursachen, Diagnose, Therapie (Behandlung) der erektilen Dysfunktion, außerdem über die Kostenübernahme für Diagnose und Therapie durch die gesetzlichen Krankenkassen informieren möchte, dem sei der Internetauftritt der Selbsthilfegruppe Erektile Dysfunktion (Impotenz) http://www.impotenz-selbsthilfe.de/ empfohlen. Auch zum persönlichen und partnerschaftlichen  Umgang mit dem Problem gibt es viele nützliche Tipps und Hinweise. Die Seiten sind für Männer wie für ihre Partnerinnen gleichermaßen sinnvoll.

Autoren: W. Zaefferer, G. Steinmetz

Foto: © W. Zaefferer