Lesetipps
In Beziehungen und Sexualität werden wir hineingeworfen, ohne wirklich vorher etwas darüber zu wissen. Was lernen wir schon in der Schule dazu? Ein bisschen über Empfängnis (ein rein technischer Vorgang!), Schwangerschaft und Geburt, und natürlich ein wenig zur Empfängnisverhütung. Was wirklich wichtig ist, lassen der Lehrplan und die Lehrer meistens aus. Gut wären Gespräche mit den Menschen, die Erfahrungen gesammelt haben, aber welcher junge Mensch lässt sich darauf ein?
Bücher können helfen.
Ich möchte einige empfehlen, die ich selber gut finde und die mir geholfen haben. Die meisten beschäftigen sich nicht speziell mit sexuellen Problemen, sondern mit dem Thema Männer allgemein, wozu natürlich auch deren Sexualität gehört.
Foto © Werner Zaefferer
Zunächst zwei „Klassiker“, die jeder Mann gelesen haben sollte, und zwar schon früh im Leben:
Bernie Zilbergeld:Die neue Sexualität der Männer
Dgvt-Verlag, Tübingen 1996
Ein ausführlicheres Werk, das man nicht unbedingt vollständig lesen muss. Nicht ganz aktuell, was die Behandlung von Erektionsstörungen angeht, aber trotzdem sehr zu empfehlen
Dieter Schnack, Rainer Neutzling: Die Prinzenrolle – Über die männliche Sexualität
Rowohlt Verlag, Reinbeck 1993
Dieses Buch gibt einen umfassenden und leicht lesbaren Überblick über die Entwicklung vom kleinen Jungen zum Mann. Alles, was „Mann“ über seine Sexualität wissen sollte.
Von den gleichen Autoren stammen auch diese beide interessanten Bücher:
„Der Alte kann mich mal gern haben“ – Über männliche Sehnsüchte, Gewalt und Liebe
Rowohlt Verlag, Reinbeck 1997
Jungen und Männer, Söhne und Väter im subjektiven Erleben ihres Mann-Werdes und Mann-Seins
Kleine Helden in Not – Jungen auf der Suche nach Männlichkeit
Rowohlt Verlag, Reinbeck 1990
Wer sich speziell für das Thema „Männlichkeit“ interessiert, dem seien die nächsten drei Bücher empfohlen:
Peter A. Schröter, Charles Meyer:
Die Kraft der männlichen Sexualität
Pendo Verlag GmbH, Zürich 2003
Björn Süfke:
Männerseelen – Ein psychologischer Reiseführer
Patmos Verlag GmbH & Co. KG, Düsseldorf 2008
Ein Buch über die männliche Seele und den Umgang des Mannes mit seinen Gefühlen. Es ermuntert dazu, den verlorenen Zugang zur Innenwelt wiederherzustellen und dort nicht den „Feind“ zu sehen.
Etwas schwieriger zu lesen:
Sam Keen: Feuer im Bauch – Über das Mann-Sein
Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG, Bergisch-Gladbach 1992
Ein hervorragender Artikel ist „Mythen männlicher Sexualität und ihre Überwindung“ von Günther W. Remmert. Er kann von der Homepage des Autors als PDF-Datei heruntergeladen werden.
Im folgenden Buch geht es um die vielleicht notwendige Wiederbelebung der Sexualität in einer dauerhaften Beziehung.
Ulrich Clement:
Guter Sex trotz Liebe – Wege aus der verkehrsberuhigten Zone
Ullstein Verlag, Berlin 2008
Das Buch richtet sich an Paare, deren Sexualität einzuschlafen droht oder in einer Krise steckt, und die sich nur noch auf den kleinsten gemeinsamen Nenner sexuellen Verhaltens geeinigt haben. Es ist für jeden verständlich geschrieben und erfordert keine Kenntnisse von Fachbegriffen. Neben theoretischen Überlegungen und Fallbeispielen enthält das Buch zahlreiche Ideen, „Übungen“ genannt, die anregen, über die eigenen Vorstellungen der vergangenen und derzeitigen persönlichen Sexualität nachzudenken, aber auch, sich in den Partner hineinzuversetzen und dessen Vorstellungen und Wünsche einzuschätzen. Ausgehend von der Behauptung, dass die meisten in einer Beziehung lebenden Menschen den Partner nur sehr eingeschränkt wirklich kennen, macht Clement neugierig darauf, sich selbst und den Partner kennenzulernen und mit diesem Wissen neue Wege einzuschlagen. Ziel ist, dass es in Gesprächen zwischen den Partnern zu einem Austausch kommt, der Änderungen in der gemeinsamen Sexualität bewirken kann. Dabei geht es nicht nur um das Herausfinden von Gemeinsamkeiten, denn gerade die Unterschiede können eine Spannung erzeugen, die das erotische Feuer wieder entfachen und zu mehr Intimität führen. Der Autor weist auch deutlich auf die Risiken für die Partnerschaft hin, die es beim Befolgen seiner Anleitung geben kann. Jedes Paar muss entscheiden, ob es bereit ist, die Risiken in Kauf zu nehmen, und damit auch die Chancen wahrnimmt, eine positive Veränderung in der Partnerschaft zu erreichen.
Um Missverständnissen vorzubeugen, sei erwähnt, dass das Buch keine Tipps zu sexuellen Praktiken enthält.
Wer sich mit diesem Thema intensiver auseinandersetzen möchte, dem sei das Buch „Die Psychologie sexueller Leidenschaft“ von David Schnarch empfohlen (erschienen im Klett-Cotta Verlag 2006). Durch theoretische Überlegungen und viele Fallbeispiele erläutert Schnarch, wie es möglich ist, auch in einer langjährigen Beziehung eine leidenschaftliche und erfüllende Sexualität zu bewahren und auszubauen. Intimität und enge Bindung sind aber nur möglich, wenn die Autonomie der Partner gesichert ist. Intimität setzt voraus, dass man sich dem Partner zeigt, wie man wirklich ist und sich ihm damit „zumutet“. Das Buch mag als Anregung dienen, um über den Bestand und die Weiterentwicklung der Beziehung und ihrer Sexualität nachzudenken und darüber zu sprechen. Es ist für Paare wie für Therapeuten gleichermaßen gedacht. Es geht mehr in die Tiefe und ist wesentlich anspruchsvoller, von daher schwieriger zu lesen.
Hans-Joachim Maaz:
Die neue Lustschule – Sexualität und Beziehungskultur
Verlag C.H.Beck, München 2009
Die Fähigkeit, uns selbst und unserem Partner Lust zu verschaffen, muss erlernt und ein Leben lang geübt werden. Dabei spielen unsere eigenen vergangenen Erfahrungen genauso eine Rolle wie die Beziehung, in der wir leben. Das Buch bietet Anregungen und Ideen zur Selbstreflektion und für Gespräche mit dem Partner/der Partnerin.